Rhiannon - Zweifel

Ich war mir nicht sicher,

schließlich war Blut in meinem Gesicht

und alle Finger zeigten auf mich;

könnte ich ihn getötet haben,

meinen neugeborenen Sohn,

mein eigen, im Schlaf?

Ich wurde angeklagt

und für schuldig befunden

und zweifelte an mir selbst,

sieben lange Jahre.

Pferd spielen musste ich

für die Gäste meines Königsgemahls Pwyll,

trug sie in den Thronsaal,

trug sie wieder hinaus;

und der Zeiten waren viele,

in denen ich an mir selbst zweifelte,

zweifelte wie all die anderen Menschen,

dass ich, weil ich aus der Anderswelt kam,

wirklich zu allem fähig sei.

 

Bedeutung:

Rhiannon galoppiert in dein Leben, um dich zu lehren, wie du mit Zweifeln umgehen sollst. Es gibt  Situationen, in denen gesunde Zweifel an einer Sache oder an einer Person berechtigt sind, weil sie dich instinktiv vor etwas warnen. Es ist jedoch selten hilfreich, seine Zeit mit Zweifeln an sich selbst zu verbringen; Selbstzweifel führen häufig zu Selbstverneinung. Wenn dich wieder einmal Selbstzweifel plagen, verwandle diese Zweifel in Fragen an dich selbst. Selbstzweifel führen nirgendwohin. Mit einer solchen Selbstbefragung findest du Antworten. Neigst du dazu, in deinen Zweifeln stecken zu bleiben, deinen Optimismus von Hoffnungslosigkeit verdrängen zu lassen? Kennst du das Gefühl, wie sich Vertrauen plötzlich in mangelndes Selbstbewusstsein wandelt? Deine Vitalität lässt ohne ersichtlichen Grund nach und du schiebst die Dinge nur noch träge und müde vor dir her? Verbinden sich deine Zweifel mit deinen Ängsten und halten dich so davon ab, erfolgreich zu sein? Verursachen Zweifel anderer, dass dein Traumschiff Schiffbruch erleidet? Vielleicht solltest du den Meinungen deiner Außenwelt mit mehr Skepsis begegnen, als ihnen blind zu vertrauen. Rhiannon fordert dich auf, dir vom Zweifel nicht dein heiliges, inneres Wesen zerfressen zu lassen. Anstatt zu zweifeln, ist es besser Fragen zu stellen, auf die notwendige Antworten gefunden werden können. Nur so kommst du auf deinem Weg zur Ganzheit weiter.

 

Mythologie:

Die walisische Pferdegöttin der Unterwelt hieß ursprünglich Rigatona oder Große Königin. Genauso wie ihr Name wurde auch Rhiannons Geschichte auf eine Art Märchen reduziert: Obwohl sie göttlichen Ursprungs war, heiratete sie einen Sterblichen, Pwyll, und gebar ihm einen Sohn. Das Neugeborene verschwand sofort nach der Geburt. Die Dienerinnen schmierten Rhiannon im Schlaf das Blut eines Welpen ins Gesicht und behaupteten, sie hätte ihr Kind aufgegessen. Rhiannon wurde für schuldig befunden und dazu verurteilt, die Gäste ihres Mannes auf ihrem Rücken zu tragen. Als ihr Sohn nach sieben Jahren zurück kam, lebten alle glücklich bis an ihr Lebensende zusammen.

 

 

Abbildungen und Texte aus 

“Göttinnen Geflüster - Mit Orakel und Ritualen zur eigenen Kraft” 

von Amy Sophia Marashinsky / Hrana Janto 

mit freundlicher Genehmigung: © Schirner Verlag Darmstad